Unternehmensnachfolge:

Die Übergabe erfolgreich gestalten!

von Eric Jungblut

Die eigene Nachfolge ist ein Thema, über das viele Unternehmer in etwas so gerne nachdenken, wie über den eigentlich anstehenden Zahnarztbesuch. Es ist nötig sich damit auseinanderzusetzen, ja schon, aber doch bitte erst morgen.

Der Thronfolger aus dem eigenen Haus

Grundsätzlich neigen viele Unternehmer dazu, sich mit dem Thema der eigenen Nachfolge eher auseinanderzusetzen, wenn ein Nachfolger aus der eigenen Familie bereitsteht. Folglich war die innerfamiliäre Nachfolge in Deutschland bislang auch immer die mit Abstand beliebteste Variante der unternehmerischen Staffelholzübergabe.

Dabei kann es natürlich auch vorkommen, dass das Zepter, ganz nach Vorbild des englischen Königshauses, erst nach sehr, sehr sorgfältiger Einarbeitungsphase übergeben wird, was zu Unmut bei den mit den Hufen scharrenden Nachfolgern führen kann und gelegentlich auch zu einem gewissen Autoritätsverlust der wartenden Thronfolger, bei den Mitarbeitern. Die Nachfolge ist geregelt, aber manchmal doch nicht so ganz. Tatsächlich funktioniert auch nicht jede innerfamiliäre Übergabe reibungslos, wenn die Generationen gemeinsam unter einem Dach arbeiten und es keinen klaren Plan zur Übergabe gibt.

Daher muss man sich schon die Frage stellen, ob die innerfamiliäre Weitergabe der Unternehmensführung immer die beste Variante der Nachfolge ist. Tatsächlich kann man seit Jahren ein langsames, aber stetiges Umdenken in deutschen Unternehmerfamilien beobachten. Zumindest wird eine externe Nachfolgelösung bei vielen Unternehmern nicht mehr per se ausgeschlossen. Gemäß einer Studie der KfW lag der Verkauf des Unternehmens 2019 sogar erstmals an Nummer Eins der Wunschoptionen für die unternehmerische Nachfolge. Die Gründe hierfür sind sicher vielfältig.

Die geeignete Nachfolge hängt von vielen Faktoren ab

In Gesprächen mit Unternehmern kann man teilweise eine gewisse „Krisenmüdigkeit“ heraushören. Eine dichte Folge von schweren wirtschaftlichen Verwerfungen (Bankenkrise, Corona, Chipmangel, Ukrainekrise, Energie- und Rohstoffkrise…) und immer kürzere ökonomische Zyklen, haben auch bei gestandenen und sturmerprobten Unternehmern ihre Wirkung hinterlassen. Wenig Rückendeckung aus der Politik wirkt auch nicht gerade stimmungsaufhellend. Will man das seinen Kindern zumuten?

Manchen wird auch bewusst, dass das Familienvermögen, das teilweise über Generationen aufgebaut wurde, fast vollständig im eigenen Unternehmen gebunden ist. Im Falle einer existentiellen Krise könnte dieses daher auch vollständig verloren gehen. Die eigentlich sehr positive Einstellung deutscher, mittelständischer Unternehmer, dass das erwirtschaftete Geld im Unternehmen gelassen und zum Ausbau der Geschäftstätigkeit genutzt wird, sorgt privat für ein Klumpenrisiko, dessen man sich in Wirtschaftskrisen erst richtig bewusst wird. 

Würde man seiner nachfolgenden Generation mit der rein materiellen Absicherung des Lebens vielleicht die Chance geben, mit weniger Druck ihren Talenten nachgehen zu können?

Der sich andeutende Sinneswandel mag aber auch darin begründet liegen, dass die heutige Erbengeneration es nicht mehr als selbstverständlich ansieht, die Nachfolge der Eltern im Unternehmen anzutreten, sondern der Verwirklichung eigener Interessen Priorität vor der Weiterführung des Familienunternehmens gibt.

Haben die eigenen Kinder das „Unternehmer-Gen“ geerbt oder vielleicht ganz andere Begabungen und Neigungen?

Aber auch bei den Eltern hat ein Umdenken stattgefunden.

Ist mein Sohn/meine Tochter tatsächlich die bestmögliche Besetzung der Geschäftsführerposition?

Nur wenn nicht innerhalb der Familie, wie soll die Nachfolge dann geregelt werden?

Die Qual der Wahl: Optionen für eine externe Nachfolgelösung

Naheliegend ist natürlich der Verkauf an einen Wettbewerber oder ein anderes Unternehmen. Nur mit der Veräußerung an einen Wettbewerber will sich so mancher Unternehmen erst recht nicht auseinandersetzen. Sein Lebenswerk an jemanden verkaufen, mit dem man sich jahrelang mehr oder weniger scharfe, geschäftliche Scharmützel geliefert hat? Na dann doch lieber über den anstehenden Zahnarztbesuch nachdenken.

Der Verkauf an einen „Nicht-Wettbewerber“ klingt da erstmal freundlicher, aber an wen? Um hier die Möglichkeiten auszuloten, sollte man beizeiten die Hilfe eines M&A-Beraters in Anspruch nehmen, der über die notwendige Erfahrung verfügt, um Chancen und Möglichkeiten einer solchen Lösung aufzuzeigen. 

Grundsätzlich kann eine solche Variante, über die Lösung der Nachfolge hinaus, auch für das Unternehmen sehr positiv sein. Dies zum Beispiel, wenn durch den Zusammenschluss ein Marktführer geschaffen wird oder wenn der Zusammenschluss die wichtige Internationalisierung ermöglicht, die man sich alleine nicht zugetraut hat.

Neben dem Verkauf an einen Wettbewerber oder ein anderes Unternehmen, gibt es aber heute noch viele andere Varianten und Optionen, über die man nachdenken kann und sollte. Hierzu zählen u.a. der Verkauf im Rahmen eines Management-Buy-out oder Management-Buy-in sowie die Einbeziehung einer Beteiligungsgesellschaft oder eines Family-Office.

Der Management-Buy-out (“MBO“): Geräuschlose Nachfolge aus den eigenen Reihen?

Der Verkauf des Unternehmens im Rahmen eines Management-Buy-out an das eigene Management kann eine elegante Lösung der Nachfolge sein. Das selbst aufgebaute Unternehmen, in dem das Herzblut von vielen Jahren harter Arbeit steckt, an Personen zu übergeben, mit denen man ein langjähriges, vertrauensvolles Verhältnis pflegt, mag einfacher sein als die Übertragung an Fremde.

Zudem ist eine solche Lösung verhältnismäßig geräuschlos. Dies kann möglichen Ängsten bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, die ein Inhaberwechsel auslösen kann, auf ein Minimum reduzieren. Auch der Schutz von Betriebsgeheimnissen und der eigenen Betriebskultur kann im Rahmen eines MBO weitaus leichter gesichert werden, als bei einem Verkauf an Dritte. 

Kernfrage ist aber natürlich, ob die eigenen leitenden Angestellten die Fähigkeiten und die Bereitschaft haben, das Angestelltendasein gegen ein Leben als Unternehmer zu tauschen? Dann stellt sich natürlich die berechtigte Frage, wie diese den Kaufpreis für das Unternehmen aufbringen können. Fragen, über die man beizeiten nachdenken sollte und nicht erst kurz vor dem geplanten Ruhestand.        

Management-Buy-in („MBI“)

Der weiße Ritter?

Falls es kein geeignetes Management für einen MBO im eigenen Unternehmen gibt oder dieses noch verstärkt werden müsste, dann kann ein Management-Buy-in eine Option sein. Hierbei wird gezielt ein Nachfolger oder eine Ergänzung des eigenen Managements gesucht, der nicht nur in der Lage ist eine bestimmte Führungsposition zu übernehmen, sondern auch Kapitalanteile am Unternehmen.

Tatsächlich gibt es heute immer mehr Manager, die in einem MBI eine sehr attraktive Option sehen, indirekt den Schritt zum Unternehmertum zu gehen. Die gestalterischen Möglichkeiten, aber auch die hoch attraktiven ökonomischen Perspektiven, die ein solcher Schritt für ambitionierte Manager bietet, machen MBI-Modelle immer beliebter.

Möchte der Unternehmer die Auswahl und gegebenenfalls auch die Einarbeitung selbst vornehmen, so ist auch für einen MBI ein ausreichender zeitlicher Vorlauf notwendig. Vor allem für die Suche nach einem geeigneten Kandidaten sollte genug Zeit eingeplant werden.  

Beteiligungsgesellschaften/Private Equity

Einst gefürchtet, heute geschätzt

Wurden Private Equity, neudeutsch auch Private Equity Investoren genannt, nach dem galligen und ungerechtfertigten Kommentar von Franz Müntefering zur Übernahme der Grohe Gruppe durch den US-Finanzinvestor Texas Pacific Group, noch oft als Heuschrecken tituliert, hat diese Investorengruppe längst ihren festen Platz in der Klaviatur der Optionen für die Gestaltung einer Unternehmernachfolge gefunden. Tatsächlich sind die Erfahrungen mit Beteiligungsunternehmen als Käufer im Rahmen einer Nachfolge in den weit überwiegenden Fällen sehr positiv.

Beteiligungsunternehmen agieren meist nicht alleine, sondern als Mehrheitsgesellschafter im Rahmen eines MBO oder MBI. Tatsächlich wären die allermeisten MBO/MBI ohne die Beteiligung eines Finanzinvestors schlicht nicht finanzierbar. Die in Deutschland tätigen Beteiligungsgesellschaften unterscheiden sich untereinander in ihren Geschäftsmodellen teilweise deutlich, sodass man eigentlich fast immer einen, für das jeweilige Unternehmen geeigneten, Investor finden kann. Auch hier ist es ratsam, sich frühzeitig an einen geeigneten Berater zu wenden, der einen Überblick geben kann und dann die Suche nach dem geeigneten Käufer übernimmt.        

Zusammenfassen kann man sagen, dass Unternehmern heute eine Reihe unterschiedlicher Instrumente zur Verfügung stehen, um ihre Nachfolge maßgeschneidert und zum Wohle des Unternehmers, seiner Familie, dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern zu regeln. Dabei lässt sich die Nachfolge sowohl sofort als auch in Schritten vollziehen. Wichtig ist nur, dass das Thema rechtzeitig angegangen wird, um zu einer optimalen Lösung zu kommen. Den eins ist klar:

„Entkommen kann man der Frage der eigenen Nachfolge nicht!“

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